Businessplan statt Publikation – vom Forschen zum Gründen

Gute Ideen sollten nicht im „Kammerl“ verstauben. In österreichischen Forscher*innen steckt so viel Potenzial, das nur darauf wartet, geweckt zu werden. Ihre Entdeckungen und Entwicklungen können die Basis für Innovationen sein, die sich auf dem Markt behaupten. Doch Forschung und Wirtschaft vereint – funktioniert das? Heute scheinen diese zwei Bereiche oftmals weit voneinander entfernt. Wie kann es gelingen, eine Brücke zu bauen? 

Laut dem Austrian Startup Monitor 2019 entstanden 7,4% aller Gründungen im Zuge eines akademischen Dienstverhältnisses. Im Gegensatz zu unserem Nachbarland Deutschland (50 Spin-offs jedes Jahr allein an der TU München) ist die Zahl an akademischen Spin-offs, laut Trending Topics, an allen österreichischen Hochschulen mit 20 (2019) jedoch relativ niedrig. Verglichen mit der Anzahl der Publikationen – 2018 waren es 12.362 – zeigt sich, dass pro Forscher*in (insgesamt ca. 76.000 in 2017) zwar 0,16 Artikel aber nur 0,0003 Spin-offs entstehen. Das große Potenzial an Ideen, Erfindungen und Entwicklungen unserer Hochschulen wird folglich nicht ausgeschöpft. 

Doch was sind die Gründe dafür? Warum ist die Gründungsquote unter österreichischen Forscher*innen vergleichsweise niedrig? Dieser Frage ging Stephan Jung, Mitgründer der Startup-Manufaktur, auf den Grund und hat gemeinsam mit Melanie Danner, MSc (WU) und Rudolf Dömötör, Direktor des Gründungszentrums der Wirtschaftsuniversität Wien eine Studie dazu umgesetzt (hier geht’s zum Download des Whitepapers zur Studie). Hierfür wurden 262 Forscher*innen 19 verschiedener österreichischer Universitäten, Fachhochschulen und Forschungsinstitutionen aus insgesamt 6 verschiedenen Forschungsbereichen befragt.  

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“Ziel der Studie war es, von Forscher*innen direkt zu erfahren, was sie aktuell motiviert bzw. vor allem auch hindert, über eine Spin-off-Gründung nachzudenken bzw. diese umzusetzen. Damit möchten wir eine Lücke schließen, da bis dato nur Expert*innen (z.B. verantwortliche Manager*innen des Technologietransfers) oder Forscher*innen, die bereits ausgegründet haben, befragt wurden, nicht aber die Forscher*innen direkt“, so Stephan Jung. 

Forscher*innen wollen nicht gründen, weil… 

Der bedeutendste Grund sind mangelndes Wissen und Fähigkeiten bei betriebswirtschaftlichen Themen. Gleich darauf folgt die Schwierigkeit, eine Finanzierung zu bekommen bzw. das Fehlen externer finanzieller Unterstützung. Als drittes wird die Angst vor dem potenziellen Scheitern des Unternehmens genannt. Gefolgt von der Angst, nicht genug Zeit für Forschung und den akademischen Aufgaben übrig zu haben. Der fünfte Grund ist die Schwierigkeit, passende Mitgründer und ein geeignetes Team zu finden. 

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„Oft fehlt es an Möglichkeiten, Kontakt zu Menschen mit Erfahrung im wirtschaftlichen Bereich aufzubauen. Diese interdisziplinäre Vernetzung wäre jedoch wichtig, und zwar nicht nur, um Know-how auszutauschen, sondern auch um in ihnen Mentoren, Investoren, Mitgründer und ein passendes Team finden zu können und potentielle Geschäftsmöglichkeiten zu identifizieren,” so Rudolf Dömötör. 

Für viele erscheint das Risiko, ein Unternehmen zu gründen, zu hoch und es herrscht Unsicherheit. Diese Unsicherheit führt wahrscheinlich auch zur Annahme, nicht genügend Förderungen zu bekommen und somit selbst hohes Startkapital aufbringen zu müssen. Auch die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns scheint für viele ein Hindernis – zu groß die Angst vor Vermögensverlust und Schaden für den eigenen Ruf. Hier wird wieder deutlich, dass die Verbindung zur wirtschaftlichen “Welt” und ihren Investoren nicht eng genug ist.   

Das richtige Netzwerk und Know-how  

Wie kann man Forscher*innen also ermutigen und beim Gründen unterstützen? Auch diese Thematik wurde in der Studie aufgegriffen. "Wir müssen den Austausch zwischen Forscher*innen und Unternehmer*innen nicht nur ermöglichen, sondern aktiv fördern. Indem wir diese zwei Welten verschmelzen, nehmen wir innovativen WissenschaftlerInnen die Angst vor dem Unbekannten und statten Sie mit einem Netzwerk aus, welches fehlende Business Skills und Erfahrungswerte ergänzen kann“, sagt Melanie Danner. Obwohl ein paar Gründe sehr persönlich sind und oft von den Forscher*innen selbst überkommen werden müssen, bedarf es externer Unterstützung.  

Als Vorzeigebeispiel wo dies bereits gelingt, kann die TU München genannt werden. Mit UnternehmerTUM, dem Zentrum für Innovation und Gründung, wird nicht nur Wissen rund ums Thema Gründung vermittelt, sondern werden die Wissenschaftler*innen für das Thema sensibilisiert und motiviert. Beispielsweise wird jährlich der „Presidential Entrepreneurship Award“ an Spin-offs verliehen, deren Geschäftsideen maßgeblich auf Forschungsergebnissen der TUM beruhen sowie ein hohes Wachstumspotential und eine gesicherte erste Finanzierung vorweisen können. Weiters werden die GründerInnen bei der Finanzierung unterstützt und bekommen in sogenannten „Technology Entrepreneurship Labs“ die Möglichkeit, die Marktchancen ihrer Innovationen frühzeitig einschätzen zu können. 

Auch die ETH Zürich ist in Sachen Spin-offs Vorreiter. Hier wurden im Jahr 2020 trotz Corona-Krise 34 Firmen ausgegründet – ein neuer Rekord für die Hochschule. Die Startups der ETH generieren nicht nur mehr Arbeitsplätze als reguläre Startups, sondern können auch erfolgreich Risikokapitalgeber überzeugen. Insgesamt wurden mehr als 400 Mio. Franken (ca. 370 Mio. EUR) an Kapital eingeworben. Spin-offs werden durch die ETH transfer, die Technologietransferstelle der ETH Zürich, und durch das Förderprogramm „Pioneer Fellowship“ unterstützt. Letzteres wird jährlich an einen oder zwei Student*innen vergeben, die für einen Zeitraum von 12 bis 18 Monaten finanzielle Unterstützung in Höhe von 150,000 CHF sowie ein intensives Trainings- und Mentoringprogramm erhalten. Darüber hinaus bietet die ETH Zürich regelmäßige „Spin-off Dinners“ an, um einen Platz zu schaffen, an dem sich Gründer*innen mit anderen vernetzen können.  

Forscher*innen Mut machen

Forscher*innen dürfen erkennen, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, ihre Karriere voranzutreiben und etwas zu bewirken. Als Gründer*innen von einem eigenen Unternehmen haben sie nicht nur die Chance ihre Technologien auch außerhalb der Universität zu verbreiten und etwas für sie selbst zu erschaffen, sondern auch auf ein höheres Einkommen und die Möglichkeit unabhängiger zu handeln, ihr eigener Chef zu sein und sich selbst verwirklichen. Mit neuen Technologien und Entwicklungen können sie nicht nur die Wissenschaft vorantreiben, sondern auch Teil der sozialen und wirtschaftlichen Weiterentwicklung der Gesellschaft werden.  

Sie sind Forscher*in und haben eine Idee, die Sie gerne umsetzen möchten?

Oder Sie haben sonst irgendeine Frage zum Thema Gründen? Dann melden Sie sich bei uns. Wir freuen uns, von Ihnen zu hören und helfen gerne bei allen wirtschaftlichen Themen weiter. Füllen Sie einfach nachfolgendes Formular aus oder schreiben Sie uns direkt eine Email an info@startupmanufaktur.com. Falls Sie das ganze Whitepaper lesen möchten - hier entlang.

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